ON-DEMAND-VERKEHRE: Wie Sie Nachfragen damit flexibel und bedarfsgerecht bedienen

On-Demand-Verkehre - Nachfragen flexibel bedienen

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Dr. Isabella Geis, Mobilitätsexpertin bei Q_PERIOR

Im Vergleich zum klassischen Nahverkehr können On-Demand-Verkehre flexibel und individuell auf Nachfrageveränderungen reagieren. Doch was steckt genau hinter dem Konzept? Wir klären Sie über Chancen und Risiken des On-Demand-Verkehrs auf und zeigen, warum es ihn braucht, um ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Mobilitätsangebot zu schaffen, das den wachsenden Bedürfnissen modernen Reisender gerecht wird.

On-Demand-Verkehre - Mobilität für den ländlichen Raum

On-Demand-Verkehre sichert Mobilität im ländlichen Raum

On-Demand-Verkehre stellen die Versorgung mit Mobilität auch im ländlichen Raum sicher.

Mobilität nach Bedarf: Heute wichtiger denn je

Digitalisierung und Vernetzung durchdringen alle gesellschaftlichen Bereiche und sorgen auch beim Thema Mobilität für wachsende Ansprüche und Erwartungen der Reisenden. Das starre und unflexible Angebot des öffentlichen Nahverkehrs kann diese oft nicht mehr erfüllen.

Vor allem in peripheren Gebieten und zu Randzeiten stößt der ÖPNV häufig an seine Grenzen – denn der Bedarf reicht oft nicht aus, um ein passendes Angebot bereitzustellen. Doch wenn der klassische Nahverkehr nicht flexibel auf die Nachfrage reagieren kann, steigen viele Menschen auf ihr Auto um.

„Öffentliche und private Mobilitätsanbieter müssen sich wandeln, um die wachsenden Ansprüche moderner Reisender heute und in Zukunft zu erfüllen.“

Dr. Isabella Geis, Associate Partner Travel, Transport & Logistics

Gleichzeitig nehmen Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung an Bedeutung zu – und auch die Corona-Krise verändert Anforderungen an Mobilitätsanbieter und speziell den ÖPNV. Sie hat gezeigt, dass die Nachfrage starken Schwankungen unterliegen kann. Aus Angst vor einer Ansteckung waren öffentliche Verkehrsmittel zeitweise wie leergefegt. Nur wer Reisenden ein flexibles, sicheres und sauberes Fahrerlebnis bieten kann, kann künftig attraktiv bleiben.

Es wird immer deutlicher: Die Gesellschaft ist im Wandel, auch beim Thema Mobilität. Wenn Mobilitätsanbieter sich für die Zukunft aufstellen wollen, müssen sie sich also anpassen – und neue, digitale Angebote schaffen, die die vielfältigen Anforderungen moderner Reisender bedienen.

Die Lösung: Mobilität in Form von On-Demand-Verkehren, die neueste Techniken nutzen und sich flexibel und nach Bedarf einsetzen lassen.

Was ist On-Demand-Verkehr?

Mit On-Demand-Verkehr sind Mobilitätsangebote auf Bestellung gemeint, die Reisende nach individuellem Bedarf anfordern und durchführen können. Meist kommen Kleinbusse oder Pkw als Shuttle zum Einsatz, die flexibel und an keinen Fahrplan oder Linienweg gebunden sind. Die Mitfahrer:innen selbst bestimmen, wann und wohin sie fahren möchten.

Schon früher gab es solche On-Demand-Angebote unter dem Namen Rufbus oder Anruf-Sammel-Taxi. Heute funktioniert On-Demand-Verkehr digital: Per App rufen die Fahrgäste das On-Demand-Fahrzeug, das sie, ohne umzusteigen an ihr gewünschtes Ziel bringt.

Sammelt das Fahrzeug auf dem Weg noch weitere Menschen auf, die in dieselbe Richtung fahren, spricht man von „Ridepooling“. Dieses smarte Bündeln ähnlicher Fahrtenwünsche geschieht im Hintergrund mithilfe von Algorithmen. Sie kombinieren alle Anfragen optimal, sodass die Mitfahrer:innen sich die Fahrt ohne Umwege mit weiteren Personen teilen können.

Integriertes Angebot von On-Demand-Verkehren und Personennahverkehr

On-Demand-Verkehre und Personalverkehr – ein integriertes Angebot

Integriertes Angebot von On-Demand-Verkehren und Personennahverkehr

Der große Vorteil: Indem die Algorithmen stets die beste Route berechnen, bewegen sich die Fahrzeuge immer flexibel und mit maximaler Effizienz. Sie fahren also nicht den kürzesten, sondern den optimalen Weg aus Gesamtnachfrageperspektive.

Einsatzgebiete des On-Demand-Verkehrs

Besondern in bestimmten Bereichen kann der On-Demand-Verkehr „auf Knopfdruck“ eine sinnvolle und flexible Ergänzung zum ÖPNV darstellen:

  • In wenig besiedelten Gebieten, in denen sich klassische Nahverkehrslinien nicht lohnen

  • In Stadtrandlagen

  • In Bereichen, wo das Angebot verdichtet oder ersetzt werden soll

  • Um Lücken im öffentlichen Nahverkehr zu schließen

  • Zu gewissen Tageszeiten auch in Stadtgebieten

On-Demand-Verkehre: Unterschiede

On-Demand-Verkehre können privatwirtschaftlich oder öffentlich organisiert sein. Es gibt aber auch gemischte Betreibermodelle. Außerdem lässt sich unterscheiden zwischen:

  • Temporären Angeboten: B. nur zu bestimmten Tageszeiten

  • Dauerhaften Lösungen: B. in weniger dicht besiedelten Räumen mit wenig ÖPNV

On-Demand-Verkehr: Chancen & Risiken

Welche On-Demand-Verkehr-Lösung im direkten Vergleich überzeugt und sich langfristig durchsetzen wird, ist noch unklar. Denn die meisten Angebote sind räumlich eingeschränkt oder gibt es erst seit Kurzem. Klar ist jedoch bereits: On-Demand-Verkehre bergen Risiken, bieten aber auch viele Chancen.

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Risiken

Länger angelegte Studien in den USA zeigen, dass sich nicht-integrierte Angebote zu einer Konkurrenz des ÖPNV entwickeln können: Die Nutzung öffentlicher Busse und Bahnen sinkt, aber die der Autos nicht. Mit Blick auf die Mobilitätswende wäre das eher nachteilig – schließlich sollen On-Demand-Verkehre vor allem die Privilegien des privaten Pkw abbauen. Solche Studienergebnisse lassen sich aber nicht direkt auf Deutschland übertragen – hier bleibt also erstmal abzuwarten.

Doch deutlich wird: Damit die digitalen On-Demand-Angebote den ÖPNV ergänzen und eine echte Alternative zum Auto darstellen können, müssen sie eng mit diesem verknüpft sein und bestenfalls direkt in das bestehende Finanzierungssystem integriert werden. Das stellt eine der größten Herausforderung bei der Implementierung von On-Demand-Lösungen dar.

Chancen

Wird diese Herausforderung gemeistert, können On-Demand-Verkehre in der Stadt eine flexible und individuelle Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr darstellen und diesen entlasten. Durch die direkte Bedienung von Fahrtwünschen der Reisenden bieten sie außerdem eine echte Alternative zum privaten Pkw. Zu Randzeiten wie nachts oder am Wochenende erhöht das Angebot Schutz und Komfort der Reisenden. Aber auch Kleinstädte und Kommunen im ländlichen Raum profitieren, da sie mit On-Demand-Verkehren die Versorgung der Region mit öffentlicher Mobilität sichern können.

On-Demand-Verkehre bieten auch mit Blick auf Covid-19 Vorteile: Durch ein umfassendes Hygienekonzept und bargeldlose Zahlmöglichkeiten können Mobilitätsanbieter hohe Sicherheit- und Sauberkeitsstandards sicherstellen.

15 Millionen Tonnen CO2 könnte der Einsatz von 380.000 On-Demand-Fahrzeugen in Deutschland einsparen.

On-Demand-Verkehre sind darüber hinaus normalerweise barrierefrei und beim Einsatz elektrischer Fahrzeuge zudem emissionsfrei. Auch das ist mit Blick auf die Zukunft der Mobilität wichtig, denn Themen wie Nachhaltigkeit und Inklusion nehmen in der Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert ein. Durch den Einsatz von On-Demand-Verkehr können Verkehrsanbieter einen positiven Beitrag zur Mobilitätswende leisten.

Laut einer Studie von ioki aus dem Herbst 2021 könnten 380.000 On-Demand-Fahrzeuge alle 12 Millionen Zweit- und Drittwagen in Deutschland ersetzen. So ließen sich ganze 15 Millionen Tonnen CO2 und damit 10 Prozent der jährlichen Verkehrsemissionen einsparen.

On-Demand-Verkehr in Deutschland: 3 konkrete Beispiele

In ganz Deutschland gibt es bereits erfolgreiche implementierte On-Demand-Verkehre – mit wachsender Tendenz. Der Großteil bestehender Mobility-on-Demand-Lösungen ist in den ÖPNV integriert, setzt auf Elektromobilität und funktioniert über eine digitale App. Drei Beispiele:

LahnStar: Seit November 2021 gibt es in Limburg den emissionsfreien LahnStar-Shutte des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, der das Anruf-Sammel-Taxi der Region ablöst. Über eine On-Demand-App können sich Reisende seitdem in neuen kleinen Elektrobussen auf Bestellung von Stadtteil zu Stadtteil fahren lassen. Der LahnStar ist eines der Teilprojekte von „On-Demand FrankfurtRheinMain“, welches der RMV gemeinsam mit ioki für eine flexiblere, nachhaltige Mobilität ins Leben gerufen hat.

LOOPmünster: In Münster (Westfalen) startete im Herbst 2020 ein digitales Rufbussystem als integriertes Modell. In mehreren Stadtteilen verkehren Kleinbusse als „Nahverkehr auf Bestellung“, die dank Hybridtechnologie emissionsarm sind. Fahrgäste können die Fahrten zu den geltenden ÖPNV-Tarifen buchen und Start sowie Ziel individuell per App festlegen.

On-Demand-Shuttle-Anbieter: Ein weiteres Beispiel sind die Angebote privater On-Demand-Anbieter wie CleverShuttle, ViaVan oder MOIA. Die Unternehmen möchten Fahrgästen mit ihren On-Demand-Shuttles eine echte Pkw-Alternative in den Städten bieten, um CO2-Emissionen zu reduzieren und flexible Mobilität komfortabel und bezahlbar zu machen.

Auch in größeren Städten wie beispielweise Berlin mit dem BerlKönig, in Hamburg mit ioki, in Köln mit ISI oder in Mannheim mit fips gibt es inzwischen ähnliche Angebote.

Gestalten Sie die Zukunft der Mobilität aktiv mit

Nur mit neuen innovativen Angeboten wie On-Demand-Verkehren kann es gelingen, den wachsenden Anforderungen der Menschen an Mobilität gerecht zu werden – denn jede:r Einzelne hat heute beim Thema Mobilität und je nach Situation andere Bedürfnisse. Um ein attraktives und umweltfreundliches Angebot zu schaffen und in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Mobilitätsanbieter, aber auch Städte und Kommunen an diese neuen Gegebenheiten anpassen. Smarte On-Demand-Angebote sind ein Weg, um die neuen Anforderungen besser zu bedienen.

Wollen auch Sie die Zukunft der Mobilität aktiv mitgestalten? Einen innovativen digitalen Service für On-Demand-Verkehr in Ihrer Region einzuführen, ist in jedem Fall eine Herausforderung. Denn Mobilität funktioniert nur als Gesamtkonzept, das eingebettet ist in kommunale Strategien, regionale Besonderheit berücksichtigt und alle relevanten Akteure der Region einbezieht: die Kommune, das Verkehrsunternehmen, aber auch Stadtwerke, Taxiunternehmen und nicht zu vergessen die Bürger:innen, die das Angebot am Ende nutzen sollen.

Wer sich dieser Herausforderung stellt, kann aber viel gewinnen – und macht einen wichtigen Schritt in Richtung einer modernen und nachhaltigen Mobilität der Zukunft. Gerne unterstützen wir von Q_PERIOR Sie mit unserer jahrelangen Erfahrung dabei, diesen Schritt zu wagen. Wir begleiten Sie von Anfang bis Ende bei der Implementierung des für Sie passenden Mobilitätsangebots. In einem kostenlosen und unverbindlichen Erstgespräch beraten wir Sie zu den Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.

Autorin

Dr. Isabella Geis

Mobilitätsexpertin bei Q_PERIOR

Dr. Isabella Geis verantwortet das Themenfeld Mobilität bei Q_PERIOR. Sie ist seit vielen Jahren als überzeugte Mobilitätsentwicklerin und -innovatorin sowie kompetente Key-Note-Speakerin in diesem Themenfeld unterwegs. Zuvor war sie für den Aufbau des Bereichs Mobilität des Centers für Logistik und Mobilität am Fraunhofer IML zuständig und promovierte zu smarter Mobilität an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen. Sie berät Kommunen, Unternehmen und öffentliche Organisationen zu Mobilitätsinnovationen, – daten und -konzepten sowie zu Transformationsprozessen.

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Dr. Isabella Geis

Dr. Isabella Geis

Associate Partner
isabella.geis@q-perior.com